Freie Turnerschaft Bamberg 1900 e.V.
Die Entstehung und Entwicklung der Freien Turner
Anfang 1900 gab es in Bamberg einen kleinen „Turnklub Bamberg“ der deutschen Turnerschaft, der sich dem „Städtischer Turnverein Bamberg“ angeschlossen hat.
Die zu diesem Verein übergetretenen Turner waren bald unzufrieden mit der nicht ganz freiheitlichen und undemokratischen Vereinsführung und sind nach und nach ausgetreten. Die alten Freunde des Turnklubs Bamberg, Heimann,
Gasteiger, Loeffler und Hinkelmann, haben dann all diese Turner, insgesamt etwa 80 Mann, um sich versammelt und
am 21. Juli 1900 die „Freie Turnerschaft Bamberg“ gegründet.
Als Vorsitzenden wählte man Paul Reitwieser und Turnwart wurde Philipp Kraus. Er hat als langjähriger Vereins- und Gauturnwart mit seinem guten Ansehen in
Turnerkreisen wesentlich zum Wachsen des Vereins beigetragen. Bereits 2 Monate später, als man merkte es läuft, wurde der Verein dem Deutschen Arbeiterbund, mit einer Mitgliederzahl von 100 gemeldet. Als Turnlokal diente
der Garten vom Gasthof " Grauer Peter“ und außerdem der Saal vom Gasthof "Mays Garten" auf dem Stephansberg. Vereinslokal war auch der Gesellschaftskeller auf dem Jakobsberg.
Durch Sammlungen wurden die ersten Geräte beschafft. Fünf Jahre später wurde Stiftungsfest mit Fahnen- und Standartenweihe gefeiert. Zu dieser Zeit wurde auch die erste Bamberger Damen-Turnriege ins Leben gerufen.
1905 gab es dann auch den ersten Vorstandswechsel. Für Reitwieser ergriff Johann Steitz (1905 bis 1913) das Ruder. In seiner Zeit war dann die Freie
Turnerschaft Bamberg Mitbegründer des III Turnbezirks im 7. Kreis Bayerns, zusammen mit den Vereinen aus Hof und Bayreuth, mit Sitz in Bamberg. 1907 hatte man dann die Ehre das 3. Kreisturnfest austragen zu dürfen.
Der 7. Kreis Bayerns hatte damals 4 Bezirke mit 80 Vereine. Die Namen der Vereine waren nicht sehr vielfältig. Man nannte sich überwiegend: Freie Turnerschaft Turnerbund Turnverein oder Turnverein Jahn
Arbeiter-Turnverein oder Arbeiter-Turnverein Jahn. Einige Zahlen von 1907: Mitglider: 160 Zöglinge: 20 Damen: 20 Bargeld: ca 800 Mk. Inventarwert: ca. 2000 Mk.
Ein Antrag von Johann Seitz für die Benutzung einer Städtischen Turnhalle wurde vom Magistrat abgelehnt, da es keine freien Hallen gab. Dafür aber erhielt der
Verein einen jährlichen Zuschuss von 150 Mark zugesprochen. Johann Steitz führte den Verein bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges. Der Verein zählte damals 250 Mitglieder.
Nach Beendigung des Krieges, wurde der volle Sportbetrieb sofort wieder aufgenommen. Eine Fußballabteilung wurde neu gegründet und einige Jahre später kam noch eine Wassersportabteilung dazu. 1921 erhielt der Verein
durch die Stadt, im Luitpoldhain einen eigenen Sportplatz. Bis dahin benutzte man die Hirten und die Schützenwiese. 1924 trennten sich vom Verein zwei Abteilungen. Die Fußballer gründeten die Spielvereinigung 1925 und die
Wassersportler gründeten den Neptun.
Aber unter dem Vorstand Gustav Müller (1919 bis 1932) wurde der Verlust gut verkraftet. Mit seinen tüchtigen Helfern, dazu gehörte auch unser Baptist Volz,
wurde das Turnen, die Leichtathletik, Gymnastik, Handball, Faustball und vor allem das Wandern gepflegt und weiter ausgebaut. 1933 wurde dem Verein durch den neuen Staat ein jähes Ende gesetzt. Geräte im Werte von etwa 10
000 RM und 800 RM in bar wurden ersatzlos eingezogen. 1945 aber erfolgte unter Christian Stauch und seinen Helfern die Wiedergründung der Freien Turnerschaft. Verloren gegangene Geräte mußten neu beschafft werden.
Christian Stauch war der technische Gesamtleiter und 1. Vorstand war Michael Dräßel, die Fußball-Abteilung leitete Baptist Nöth. 1946 wurde dann der Verein beim BLSV angemeldet. Nach der Anmeldung in das Vereinsregister
erhielt der Verein 1947 die offizielle Namensgebung "Freie Turnerschaft Bamberg 1900 e.V.“ Christian Stauch wurde 1. Vorsitzender. Spartenleiter der Fußballer war Lorenz Eckenweber.
Als Abteilungsleiter der Handballer fungierte Robert Winter. Die Schachspieler wurden von Baptist Winkler und die Kegler von Martin Christa betreut.
Die Abteilungen Fußball, Handball, Schach und Kegeln erzielten beachtliche Erfolge.
Der Aufschwung des Vereins widerspiegelt sich dann auch im Festprogramm zum 50Jährigen bestehen: Handballpokalturnier – Sportplatz VfL Jahn Handball – Blitzturnier – Waldsportplatz TV 1860
Fußball – Pokalturnier - Sportplatz VfL Jahn Jubiläums-Pokalkegeln – ETSV 1930 Jubiläums-Sportfest – Stadion Hauptkampfbahn Schach-Blitzturnier – Gasthof „Goldener Löwe“ Festkommers – Großer Zentralsaal.
Diese Aufstellung zeigt aber auch, dass unser Verein kein Vereinsheim und auch keinen Sportplatz sein Eigen nennen konnte. Trotz langjähriger Bemühungen ist es dem Verein, für den durch den Kanalbau verlorenen Platz, Ersatz
zu bekommen, nicht gelungen. Ende 1998 wurde in der Grünanlge des Luitpoldhains ein kleines Haus abgerissen, das an den Platz der Freien Turner angrenzte und bei dessen Anblick so mancher ältere Bamberger Bürger an die Zeit
vor dem Krieg und vor dem Kanalbau dachte, als der Luitpoldhain noch die Heimat mehrer Sportverine war. 1958 hatten die Verhandlungen mit der Baudirektion der Stadt Bamberg wegen dem Bau des R.M.D. Kanals begonnen. Wir
sollten zusammen mit dem VfL-Jahn, dem Ballspielclub und dem Reit- und Fahrverein den Sportplatz verlieren. 1978 hatte man uns einen Sportplatz am Sendelbach versprochen, den dann 1979 der Versehrten Sportverein bekam.
Die Entschädigung die der Verein für den verlorenen Platz bekam, wurde von den Fußballern schnell verbraucht. Diese Tatsache hat dazu geführt, dass unser Verein die Sparten Fußball, Handball und Schach bald aufgeben musste.
Die Geschicke des Vereins wurde von nun an von den Keglern bestimmt aus deren Reihe der 1. Vorstand Hans Reinfelder gewählt wurde. Die 2 Damen- und 2 Herrenmannschaften wurden von Peter Matzer betreut. Der
Turnwartin Gunda Müller war es zu verdanken, dass wir in der Turnhalle der Luitpoldschule Frauen- Jugend- und Kinderturnen erhalten konnten
Zum 75Jährigen Jubiläum konnte man nur noch ein Pokalkegeln und einen Waldlauf organisieren.
1975 wurde schließlich die Tischtennisabteilung gegründet. Der aktive Spielbetrieb wurde 1976 aufgenommen . Seit dieser Zeit spielt man in der Kreisliga III und
IV mit wechselnden Erfolgen. Besonderen Wert legt man auf Geselligkeit und kameradschaftlichen Kontakt zu anderen Mannschaften.
!983 wurde eine Volleyball-Abteilung gegründet und 1984 haben wir beim Oberfranken-Volleyball mit einer Damen- und einer Herren-Mannschaft mitgespielt.
1985 - 1990 kann man sagen hatten wir einen Höhenpunkt erreicht. Wir hatten 4 Übungsleiter, 44 Kinder und 87 Erwachsene.
Es wurden von Hans Reinfelder Weinfahrten und Reisefahrten organisiert. Die Weihnachtsfeiern waren nicht nur für die Kinder ein unvergessliches Ereignis. Nachdem uns eine Übungsleiterin nach der anderen verlassen hat,
mussten wir das Kinderturnen aufgeben. Die Volleyballer hatten Hallenprobleme, Mitglieder sind ausgetreten und wir haben uns von Oberfranken-Volleyball zürückgezogen und spielen heute als Hobbyvolleyballern in der
Freizeitliga Bamberg. Auch die Kegler wurden immer weniger und mussten sich vom aktiven Spielbetrieb beim Bamberger Sportkeglerverein zurück ziehen.
Ein Trost bleibt uns. Nicht nur in unserem Verein geht die Mitgliederzahl zurück.
Nachwuchs fehlt nicht nur bei uns, sondern auch in vielen anderen Vereinen. Kinder hocken daheim, die Eltern joggen oder sind im Verein tätig. Und nun wird noch der Schulsport gekürzt.
Mediziner warnen vor einer gesellschaftlichen Zeitbombe durch Bewegungsmangel. 40 Prozent von 12-Jährigen Kinder haben Kreislaufprobleme, jedes dritte Kind hat Haltungsfehler, jedes fünfte hat Übergewicht. Immer mehr
Grundschüler klagen über Rücken- und Kopfschmerzen. Das alles wird von den Jugendlichen ignoriert, der Sport im Verein hat bei ihnen seinen Stellenwert verloren und ist out.
Dieser Tasache muss auch unser Verein ins Auge sehen. Wir wollen aber die Hoffnung nicht aufgeben. Wenn der Zusammenhalt und die Kameradschaft so bleibt wie sie ist, dann wird es auch für die Freien Turner wieder ein
Aufwärts geben.
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